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Gelbe Wanne

Wenn es um wasserführende Risse geht, gelangen wasserdichte Betonkonstruktionen an ihre Grenzen. In Abhängigkeit der Dichtigkeitsklasse und Nutzung ist der systembedingte Unterhalt nach SIA 272, Ziffer 3.1.1.3. für den Nutzer sehr einschränkend. Um eine optimale Abdichtung von Betonbauwerken zu gewährleisten, sieht die SIA 272 bei ausgebauten Gebäudeteilen in Ziffer 3.1.1.4. flächige Zusatzmassnahmen vor. Als Beispiel sind hier Frischbeton-Verbundsystem, auch Gelbe Wanne, oder Weisse Wanne Plus sind hier vorzusehen. In diesem System wird neben der Weissen Wanne inklusive Fugenabdichtung zusätzlich eine Abdichtungsfolie direkt auf dem Untergrund oder der Schalung installiert.

Die Einsatzgebiete der Frischbetonverbundfolie sind vielfältig: Sie reichen von erdberührten Bauteilen mit hohen Nutzungsanforderungen ohne Grundwasser bis hin zu Gewerbebauten, die durch hohen Wasserdruck beansprucht werden. Der Einsatz erfolgt als zusätzliche Massnahme im System „Weisse Wanne“ im Sinne einer flächigen Zusatzmassnahme, nicht aber eine kompensierenden Abdichtung. Unter Berücksichtigung der steigenden Ansprüche an die Nutzung ist die zielsichere Erfüllung der Anforderungen an ein WU-Bauwerk bei drückendem Wasser eines der Hauptargumente für den Einsatz von Frischbetonverbundfolie.

Konzept

Die Schwachstelle der Weissen Wanne sind die systembedingten Risse der Stahlbetonkonstruktion und deren Behandlung. Die Frischbetonverbundfolie agiert hier als vorweggenommene Sanierung dieser Risse. Auf Grund der rissüberbrückenden Membrane, welche einen chemischen/mechanischen Verbund mit dem frischen Beton eingeht, kann die Folie auch nur partiell appliziert werden.

Material

Frischbetonverbundfolien sind in einer Vielzahl von Varianten am Markt. Die Folien der verschiedenen Hersteller beruhen prinzipiell alle auf dem gleichen Prinzip. Eine wasserundurchlässige Kunststoffschicht verbunden mit Trägermaterial (Vlies, Sand, etc.) welche den Verbund mit dem Beton eingeht.

  • Kunststoffbahn + Kunstharzgranulat
  • TPO + Flies
  • Bitumen + Flies
  • Applikation vor der Betonage, keine Austrocknungszeiten im Beton notwendig
  • Verwendung von Gussasphalt oder flexiblen Beschichtungen in erdberührten Bauteilen möglich
  • Schutz gegen Radon und anderen Gasen
  • Applikation bei einhäuptigen Flächen möglich
  • Folie kann bauphysikalisch angerechnet werden
  • Hohe Anforderungen an die Behandlung von Beton
  • Höhere Kosten im Vorfeld
  • Die Membran ist derzeit nicht als eigenständiges Abdichtungssystem genormt, da sie weniger als 3 mm dick ist
  • Für die Herstellung einer Verbundmembran mit Frischbeton ist eine Weisse Wanne zwingend erforderlich

Warum braucht es Frischbetonverbundfolien?

Risse in Betonbauwerken sind gemäss SIA 272, Ziffer 3.1.4 unvermeidbar. Deren Behandlung sind geplante Massnahmen. Dies bedeutet, dass wasserführende Trennrisse werden in Kauf genommen und deren Instandsetzung wird planmäßig vorgesehen. Um den Unterhalt mit verhältnismäßigem Aufwand umsetzen zu können, wird die Zugänglichkeit bereits im Projekt festgelegt. Ist eine Kontrolle der Konstruktion unter max. Wasserbeaufschlagung vor Beginn der Nutzung möglich, kann die spätere Unzugänglichkeit neu bewertet werden.

Bei der Entstehung von Rissen in wasserdichten Betonkonstruktionen sind neben den bekannten Lastfällen Kriechen und Schwinden jedoch noch eine Vielzahl von anderen Einflüssen zu beachten:

  • Temperatureinflüsse (Bauzeit: Sommer/Winter)
  • Bauteilsetzungen
  • statische Lastumlagerung infolge Eintretens der max. Wasserbelastung
  • dynamische Beanspruchung
  • Behinderungsverformungen infolge Bauteilquerschnittsänderungen
  • Erdbeben

Sowohl die Rissquantität als auch die Rissqualität kann nicht geplant werden. Risse sind Teil einer wasserdichten Betonkonstruktion. Leider treten Risse immer wieder an schwer zugänglichen Bereichen auf und verursachen somit hohe Folgeschäden, da die Zugänglichkeit um ein vielfaches kostenaufwendiger wird, als die Unterhaltsarbeiten an den Rissen.

Der hohen Kostendruck führt dazu, dass hochwertigste Ausbauten in erdberührten Bauteilen vorgesehen werden, wodurch in der SIA 272, Ziffer 3.1.1.3. vorgsehene Zugänglichkeit für die Nachbehandlung von Rissen und Fehlstellen nicht mehr gegeben ist. Auch die in der SIA 118:272, Ziffer 6 vorgesehenen Teilabnahmen für bei der Schlussabnahme nicht mehr ersichtlichen Bauteile wird leider viel zu häufig unterlassen. 

Fachartikel: FRISCHBETONVERBUNDSYSTEME AUF DEM PRÜFSTAND

Um das beschriebene Schadensrisiko zu minimieren, werden Frischbetonverbundfolien planmäßig als aussenseitige streifenförmige Zusatzmassnahme vorgesehen. Die Streifen werden soweit nebeneinander verlegt, dass die Betonkonstruktion eine flächig wirkende Risssanierung erhält.

Die Abdichtung von Fugen und Durchdringungen gemäss SIA 272, Ziffer 3.1.5.1 mit Fugenbändern, Injektionsschläuchen, Dichtungsmanschetten oder geklebten Bändern werden wie bei einer wasserdichten Betonkonstruktion mit eigenständigen geprüften Abdichtungselementen ausgeführt.

Ein vollständiges Umschließen der Weissen Wanne mit dem Abdichtungsverbundsystem, analog einer schwarzen Wanne nach SIA 272, Ziffer 3.4 ist nicht erforderlich. Der mehrschichtige Aufbau aus Abdichtungsschicht (TPO, FPO, PVC), Verbundschicht (Sand, Flies, Zement) und Kleber stellt einen flächigen Verbund mit dem erhärtenden Frischbeton her und verhindert die Hinterläufigkeit des Systems. Um den Verbund sicherstellen zu können sind die entsprechenden Vorgaben der Hersteller bezüglich Ausschalfristen und Reinigung der Membrane zu beachten.

Die rechtlichen und technischen Anforderungen sind unabhängig der Verwendung einer Frischbetonverbundfolie gemäss den Vorgaben der wasserdichten Betonkonstruktion nach SIA 272, Ziffer 3.1 zu beachten. Die Frischbetonverbundtechnologie stellt dabei lediglich eine Reduzierung der Eintrittswahrscheinlichkeit von Risssanierungen da, kann diese aber nicht gänzlich ausschliessen. Auch Fehlstellen im Betongefüge und mangelhafte Abdichtung von Fugen und Durchdringungen können durch die Verwendung der Folie nicht substituiert werden. Das Frischbetonverbundsystem stellt somit kein eingeständiges Abdichtungssystem nach SIA 272 dar und ist damit als reine Zusatzmassnahme wirkend, nicht aber als kompensierende Abdichtungssysteme zu sehen. Ist dies gewünscht, sind flächige Abdichtungsmassnahmen nach SIA 272, wie PBD, TDB oder KDB zu planen und umzusetzen. 

Frischbetonverbundfolie sind als Barriere gegen Radongase geprüft. Ob eine Frischbetonverbundfolie gegen eine Belastung durch Radongase notwendig ist, oder eine reine Weisse Wanne ausreichend ist können sie der Broschüre des Bundesamt für Gesundheit BAG entnehmen.

BAG Infoblatt Vorsorgliche Massnahmen zum Radonschutz für alle Neubauten in der Schweiz:

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